Eine systematische akustische Ablenkung ist bei einem störenden Ohrgeräusch immer wichtig, als Erste-Hilfe-Maßnahme im Akutfall ebenso wie im Rahmen einer umfassenden Therapie. Mit Sonys kabellosen „LinkBuds“-Ohrhörern gibt es dafür nun die wohl beste Alternative zu den klassischen Tinnitus-Noisern bzw. Tinnitus-Maskern.
Vorweg: Wir haben grundsätzlich keinerlei Interesse daran, für bestimmte Firmen oder Produkte zu werben. Die LinkBuds von Sony sind aber dermaßen ungewöhnlich und vor allem dermaßen gut für die Tinnitus-Behandlung geeignet, dass wir hier gern darauf aufmerksam machen möchten.
Seit Jahren liefern sich die Kopfhörer-Hersteller ja einen regelrechten Überbietungswettbewerb darin, die Träger immer besser von der Umgebung abzuschotten. Nicht genug, dass fast alle kleinen Bluetooth-Ohrhörer – bedingt durch die „In-Ear“-Bauweise – ohnehin die Ohren „zustöpseln“. Was an gedämpften Umgebungsgeräuschen noch übrig bleibt, wird in immer mehr Modellen durch eine aktive Geräuschunterdrückung („Active Noise Canceling“) weggefiltert.
Hier kommen Sonys LinkBuds auf den Plan: Mit Ihrem völlig neuartigen Design sind sie die allerersten „True Wireless“-Ohrhörer in wirklich offener, also die Umgebungsgeräusche nicht dämpfenden Bauweise.
Denn dort, wo typische „In-Ears“ im äußeren Gehörgang sitzen, ist bei den LinkBuds buchstäblich nichts! Genauer gesagt eine runde Öffnung in der ringförmigen Treibereinheit, die sämtlichen äußeren Schall durchlässt.
Für die gezielte Tinnitus-Behandlung ist das ideal. Denn meisten Tinnitus-Betroffenen empfinden es als ziemlich unangenehm, ihre Ohren zuzustöpseln, weil das Ohrgeräusch dann umso mehr in den Vordergrund rückt.
Zwar verfügen manche bisher erhältliche In-Ear-Kopfhörer über einen „Transparenzmodus“, der Umgebungsgeräusche bei Bedarf über Mikrofone ins Ohr überträgt. In der Praxis beseitigt das allerdings das Gefühl des „Zugestöpseltseins“ nicht – und klingt zudem immer recht künstlich. Dagegen erlauben nun die Linkbuds mit ihrem wirklich transparenten, offenen Ringdesign das natürliche Hören der Umgebung.
Überhaupt hat Sony die jeweils nur vier (!) Gramm leichten LinkBuds gezielt dafür entwickelt, dass man sie viele Stunden am Stück tragen kann, ohne sie als störend zu empfinden.
Damit kann man mit den Ohrhörern zum Beispiel durchgehend im Büro dezente Therapie-Klänge wie weißes Rauschen, Wellenrauschen oder Bachplätschern hören – und sich gleichzeitig mit Kollegen unterhalten.
Wer die Wiedergabe beim Sprechen lieber pausieren möchte, muss dies nicht vom per Bluetooth verbundenen Smartphone, Tablet oder Notebook/PC tun. Stattdessen kann man per App die „Speak-to-Chat“-Funktion aktivieren. Dann stoppen die LinkBuds automatisch die Audiowiedergabe, wenn man eine Unterhaltung beginnt. Hat man das Gespräch beendet, wird die Wiedergabe fortgesetzt.
In jedem Fall muss man die LinkBuds nicht jedes Mal aus dem Ohr nehmen, wenn man sich mit anderen unterhält oder sich einen Telefonhörer ans Ohr hält.
Apropos telefonieren: Wie üblich fungieren die Ohrhörer natürlich auch als Headset, mit dem man Anrufe tätigen und Telefongespräche direkt annehmen kann. In diesem Fall sorgt ein spezieller Algorithmus dafür, dass Umgebungsgeräusche effektiv ausgeblendet werden und beim Gesprächspartner nur die eigene Stimme ankommt.
Mit der App „Sony Headphones Connect“ (kostenlos in Play Store und App Store) lassen sich die LinkBuds an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Praktisch für Tinnitus-Betroffene ist dabei vor allem die Equalizer-Funktion, mit der man etwa Hörminderungen in bestimmten Frequenzbereichen ausgleichen kann.
Eine weitere Innovation: Während man zur Steuerung anderer Modelle kräftig auf dem Gehäuse herumtippen muss, um etwa die Wiedergabe zu stoppen oder zum nächsten Track zu springen, genügt bei den LinkBuds ein sanftes Tippen neben dem Ohr.
Im etwas größeren, hinteren Teil der LinkBuds steckt der Akku, der fünf bis sechs Stunden Audiowiedergabe ermöglicht. Das kleine Ladeetui liefert Strom für weitere zwölf Stunden. Schon nach zehn Minuten im Etui haben die LinkBuds ausreichend Power für weitere 90 Minuten Wiedergabe.
Mitgelieferte Silikonhalterungen in verschiedenen Größen sorgen für einen bequemen und stabilen Sitz in ganz unterschiedlich großen Ohren. In der Praxis funktioniert dies offenbar sehr gut: In zahlreichen Testberichten auf YouTube wird der Tragekomfort durchweg gelobt.
All dies hat leider auch seinen Preis. Zur Einführung liegt dieser bei stolzen 179 Euro. Damit rangieren die LinkBuds preislich etwa auf Höhe von Apples Airpods („3. Generation“). Deren immer noch hervorragendes Vorgängermodell („2. Generation“) ist sogar noch deutlich günstiger erhältlich.
Tatsächlich waren die Airpods in der einfachen Variante (nicht „Pro“) bislang unser Favorit für eine komfortable Tinnitus-Therapie jenseits der althergebrachten Noiser. Denn weil die Airpods der 2. und 3. Generation nicht ins Ohr gesteckt werden, sondern recht locker in der Ohrmuschel sitzen, dämpfen sie die Umgebungsgeräusche kaum.
Hier erklären wie Ihnen genau, wie Sie verschiedene Kopfhörer oder Bluetooth-Lautsprecher zur Tinnitus-Behandlung einsetzen können. Dabei ist es übrigens überhaupt nicht nötig, tief in die Tasche zu greifen. Auch Kopfhörer oder Lautsprecher für 20 Euro sind durchaus geeignet und erfüllen ihren Zweck.
Wer den Tinnitus schon seit mehr als drei Monaten hat, kann sich auf Rezept vom HNO-Arzt auch klassische Noiser in der typischen Hörgeräte-Optik anpassen lassen. Hier erklären wir Ihnen genau, wie Sie solche Geräte vom Akustiker kostenlos bekommen und optimal einsetzen.
Spätestens mit dem Erscheinen von Sonys LinkBuds sind die alten Spezialgeräte jedoch aus unserer Sicht nun weitgehend überflüssig.
Allenfalls sogenannte „Smart Noiser“ sollten noch in Betracht gezogen werden. Diese geben anders als die traditionellen „Rauscher“ nicht bloß ein mäßig schönes Rauschen von sich, sondern können ebenfalls per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden und so jeden beliebigen Klang abspielen.
Vor wenigen Jahren waren solche „Smart Noiser“ noch ein Luxus, der mit mehr als 4000 Euro zu Buche schlug. Inzwischen setzen sie sich aber zunehmend durch. Günstige Modelle sind bereits für 150 bis 200 Euro Zuzahlung (für zwei Geräte) erhältlich – was wiederum etwa dem Preis der LinkBuds entspricht.
Eine große Hilfe für Tinnitus-Betroffene mit einer deutlichen Hörschwäche bleiben darüber hinaus weiterhin die sogenannten „Kombinationsgeräte“, also Hörgeräte mit eingebautem Noiser.
Fazit
Mit Sonys LinkBuds kann man erstmals ohne jegliche Abstriche mit In-Ear-Kopfhörern therapeutische Klänge (oder Musik, Podcasts usw.) hören und im ständigen Kontakt mit der Umgebung bleiben.
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