Es ist fast ein wenig tragisch: Gäbe es eine Pille, die praktisch jedem Tinnitus-Betroffenen so sehr bei der Heilung hilft wie ein wenig körperliche Aktivität, viele würden sicher ein kleines Vermögen dafür ausgeben! Erfahren Sie mehr über die wohl meistunterschätzte Tinnitus-Heilmethode überhaupt.
Die so simple Maßnahme „etwas Bewegung“ bzw. „sportliche Betätigung“ vereint tatsächlich dermaßen viele positive, heilsame Effekte speziell für Tinnitus-Betroffene, dass sie eigentlich kaum in Gold aufzuwiegen ist.
Warum die Selbsthilfe-Maßnahme „Bewegung“ in Tinnitus-Ratgebern dennoch nicht regelmäßig weit vorn steht, ist wirklich ein Rätsel. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass es „Bewegung“ nicht auf Rezept gibt und Ärzte oder Heilpraktiker nicht an einer Art „Sporttherapie“ verdienen können.
Gleich nenne ich Ihnen ganze ZEHN konkrete heilsame Wirkungen, von denen Sie schon morgen enorm profitieren können. Nur eins noch vorweg:
Wenn ich von „Bewegung“ oder „sportlicher Betätigung“ spreche, kann dies auch ganz leicht und spielerisch ausfallen: eine Runde Frisbee oder Federball im Park, eine Partie Tischtennis, eine Radtour zu einem See, ein paar Bahnen ziehen im Schwimmbad, ein ausgedehnter Spaziergang, eine kleine Wanderung, einmal das Tanzbein schwingen, eine ausgedehnte Kissenschlacht mit den Kindern oder Herumtollen mit dem Hund.
Es geht hier also überhaupt nicht um „Leistungssport“, tägliches „Training“, Anstrengung oder Verausgabung.
Und dies sind die zehn wichtigsten Vorzüge einer „Bewegungstherapie“ gegen Tinnitus:
- Beim Sport werden erwiesenermaßen Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol abgebaut, stattdessen werden „Glückshormone“, die Endorphine, ausgeschüttet. Das entspannt Körper und Geist und steigert Ihr Wohlbefinden. Und ganz besonders wichtig: Wenn der Stresspegel sinkt, geht auch die „Verstärkung“ innerhalb der Hörbahn im Gehirn zurück. Der Tinnitus fühlt sich dann etwas leiser, sanfter und weniger aufdringlich an.
- Körperliche Betätigung lindert erheblich die gängigen Begleiterscheinungen eines Tinnitus wie innere Unruhe, Niedergeschlagenheit oder Konzentrationsstörungen. Studien haben gezeigt, dass regelmäßiger Sport sogar Angstzustände und Depressionen ganz erheblich mindern kann. Wer ein wenig Sport treibt, ist generell ausgeglichener, entspannter und stressresistenter. So kommt man mit den diversen Belastungen des Alltags besser zurecht – und mit dem Ohrgeräusch.
- Sport regt Herz und Kreislauf an und verbessert erheblich die Durchblutung. Das steigert die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung im gesamten Körper, einschließlich der Ohren und des Gehirns!
- Jegliche sportliche Aktivität lenkt Ihre Aufmerksamkeit weg vom Ohrgeräusch, bringt Sie „vom Kopf in den Körper“. Das ist wahnsinnig befreiend. Was ein Ohrgeräusch zum „Leiden“ macht, ist letztlich immer unsere (freilich nicht einfach abzuschaltende) negative Reaktion auf den Tinnitus – und die ständige Aufmerksamkeit, die wir ihm zuteil werden lassen. Körperliche Aktivität hilft gut dabei, vom Geräusch zu „defokusieren“ und den überaktiven Geist (samt all der Ängste und Sorgen) zu beruhigen.
- Bewegung wirkt Einschlaf- und Durchschlafstörungen entgegen. Und dies ist ja für die meisten Tinnitus-Betroffenen das größte Problem. Wer sich am Tage etwas bewegt, schläft nachts einfach besser!
- Ein wenig sportliche Aktivität steigert sehr bald Ihr Selbstvertrauen und Ihr Selbstwertgefühl. Das können viele Tinnitus-Leidende besondern gut gebrauchen.
- Bewegung hilft ungemein, aus der außerordentlich schädlichen „Opferperspektive“ herauszutreten, in der man sich dem Tinnitus hilflos ausgeliefert fühlt. Zu erkennen, dass man in der Lage ist, den eigenen Zustand aktiv zu verbessern, ist oft ein wichtige Schlüsselerlebnis im Heilungsprozess.
- Allein die Geräuschkulisse bei den meisten Arten von Sport oder Bewegung sorgt für eine zumindest teilweise Überdeckung (Maskierung) des Tinnitus.
- Viele Arten von körperlicher Betätigung bringen Sie nicht nur auf andere Gedanken, sondern auch unter Menschen. Jeglicher Gemeinschafts- oder Vereinssport sowie auch Gruppen-Workshops (z.B. Yoga-Kurs) sind auch auf der psychosozialen Ebene heilsam. Die persönlichen Kontakte und die Geselligkeit (die sich ja oft auch in den privaten Bereich übertragen) wirken Rückzugstendenzen entgegen. Sie sind auch eine gute Möglichkeit, aus einer bestehenden Isolation wieder herauszufinden.
- Und schließlich stärkt Bewegung auch Ihr Immunsystem, entgiftet Ihren ganzen Körper und regt die Ausschüttung entzündungshemmender Substanzen an. Damit beugen Sie nicht zuletzt Erkrankungen vor, die Ihren Tinnitus (zumindest vorrübergehend) verschlimmern könnten, wie Infektionen im Hals-, Nasen-, Ohren-Bereich.
Habe ich zuviel versprochen?
Wenn Sie ohnehin sportlich aktiv sind, haben Sie nun zehn gute Gründe, damit weiterzumachen. Und falls nicht: Tun Sie sich einen großen Gefallen und probieren Sie es aus!
Es ist kein Problem, falls Sie sich nach längerem Bewegungsmangel womöglich etwas „eingerostet“ oder träge fühlen. Lassen Sie es ruhig und spielerisch angehen. Sie werden mit Sicherheit etwas finden, dass Ihnen gefällt und Ihrer körperlichen Kondition entspricht.
Gibt es vielleicht einen sportliche Betätigung, die Ihnen vor längerer Zeit einmal Spaß gemacht hat, mit der Sie aber aufgehört haben? Dann fangen Sie wieder damit an!
Wollten Sie vielleicht schon lange einmal Salsa lernen, oder Yoga, Karate, Segeln oder Paragliding? Großartig! Dann ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, genau das zu tun. Bestimmt gibt es schon bald ganz in Ihrer Nähe einen Anfängerkurs.
Geben Sie sich einen kleinen Ruck. Vielleicht kosten die ersten Schritte etwas Überwindung und fallen auch körperlich nicht ganz leicht. Aber das ist ja ganz normal.
Vermeiden Sie allerdings unbedingt Überforderung, Verausgabung und große Erschöpfung. Es gibt überhaupt keinen Grund, an ihre Belastungsgrenze zu gehen, auch nicht in die Nähe. Sämtliche oben genannten positiven Effekte stellen sich schon bei leichter bis moderater Betätigung ein.
Hüten Sie sich auch davor, bei sportlicher Betätigung in Muster zu verfallen, die Ihnen vielleicht schon in anderen Lebensbereichen nicht sonderlich gut tun. Leistungs- und Konkurrenzdenken, Perfektionismus, übertriebener Ehrgeiz oder allzu hohe Ansprüche an sich selbst wären hier schlichtweg kontraproduktiv.
Dies würde eher neuen Stress verursachen, und das ist genau, was wir im Tinnitus-Heilungsprozess überhaupt nicht brauchen können.
Also: „Take it easy.“
Es geht nicht darum, „gut“ zu sein, sondern lediglich darum, sich überhaupt zu betätigen. Selbst wenn Sie bei Null anfangen: Würdigen Sie sich dafür, und für Ihren Mut.
Es wird sich lohnen.
JS
HINWEIS: Bevor Sie sich wieder stärker körperlich belasten, machen Sie am besten bei Ihrem Haus- oder Sportarzt einen „Check-up“. Diese umfassende Vorsorgeuntersuchung, die auch ein Belastungs-EKG einschließen sollte, wird von jedem Allgemeinmediziner angeboten. Sie wird in Deutschland ab einem Alter von 35 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt. Wer schon etwas älter oder sehr untrainiert ist, sollte auf jeden Fall zum Check-up.
Auch im Fall bereits bekannter Beeinträchtigungen wie Rückenleiden, Herz-Kreislaufproblemen oder Asthma ist eine Abstimmung mit dem Arzt natürlich Pflicht. Aber selbst für den Fall, dass jemand körperlich stark eingeschränkt ist, bieten sich viele Möglichkeiten, z.B. Schwimmen, Gesellschaftstanz, Golf, Nordic Walking, Bogenschießen oder Qi Gong.
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