Bei jedem Tinnitus gilt: Je mehr Aufmerksamkeit Sie dem Geräusch widmen, desto störender und lauter wird es – und desto mehr verfestigt sich die Tinnitus-Aktivität im Hörzentrum des Gehirns. Eine systematische akustische Ablenkung ist daher immer ein wichtiger Schlüssel zur Genesung.
Spezielle „Tinnitus-Noiser“ oder „Tinnitus-Masker“, also einem Hörgerät ähnliche Rauschgeräte (hier unser ausführlicher Ratgeber dazu), sind jedoch heute zur Behandlung von Ohrgeräuschen in etwa so notwendig wie Schallplatten oder Kassetten zum Musikhören.
Wir erläutern Ihnen hier, warum die „Klangtherapie“ (also die gezielte „Anreicherung“ Ihrer Umgebung mit therapeutischen Klängen) so heilsam ist – und wie Sie diese heute einfacher und effektiver denn je umsetzen.
Besonders hilfreich ist dabei die neueste Generation kleiner kabelloser Bluetooth-Ohrhörer (oder -Lautsprecher). Damit genießen Sie volle Bewegungsfreiheit und profitieren von vielen Vorteilen gegenüber Noisern. Die in 2024 am besten geeigneten Modelle empfehlen wir Ihnen unten.
Mit Klangtherapie gezielt genesen
Es sollte nicht verwundern, dass jede sinnvolle Behandlung des Phänomens Tinnitus, das ja nun einmal vom Hörsystem ausgeht, gerade auch hier ansetzen muss: beim Hören.
Daher setzen alle wirklich erfolgreichen Behandlungsansätze – ob klinisch, ambulant oder in der Selbsthilfe – maßgeblich auf klang- bzw. hörtherapeutische Maßnahmen.
Die auf bahnbrechenden neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) nutzt Klänge für eine besonders systematische Genesung vom Tinnitus-Leiden.
Auch in kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Tinnitus-Behandlungen stellt die gezielte akustische Ablenkung bzw. „Klanganreicherung“ ruhiger Umgebungen eine wichtige Maßnahme dar.
Ihr ganzes Nervensystem entspannen
Genutzt wird dabei wahlweise ein neutrales künstlichen Rauchen („weißes Rauschen“ bzw. „rosa Rauschen“) oder – ebenso wirksam, aber beliebter – angenehme Naturgeräusche wie Wellenrauschen, Bachplätschern oder Regen.
Wichtig: Der Tinnitus wird mit den Klängen nicht vollständig verdeckt, sondern soll wahrnehmbar bleiben. Auf diese Weise nimmt Ihr Gehirn das (derzeit noch) störende Ohrgeräusch zwar noch wahr, aber leiser.
Dies entspannt dann zunehmend Ihr gesamtes Nervensystem, baut die schädliche Fixierung auf das Geräusch ab und mindert die körperliche und psychische „Alarmreaktion“, die den Kern jedes Tinnitus-Leidens bildet.
Das heißt konkret:
Anspannung und innere Unruhe, Angst und Ohnmacht, Grübeleien und Sorgen lassen nach – ebenso typische Tinnitus-Folgeerscheinungen wie Schlaf- und Konzentrationsprobleme, Niedergeschlagenheit, Rückzug usw.
Den Tinnitus allmählich ausblenden
Der springende Punkt ist: Mit der im Kern ganz einfachen Maßnahme der Klangtherapie mindern Sie gezielt die Stärke des Tinnitus im Hörsystem und bringen Ihr Gehirn dazu, den Tinnitus immer weiter auszublenden.
Das Geräusch rückt so zunehmend in den Hintergrund und wird zu einem unwichtigen Reiz, der Sie nicht mehr nennenswert stört und sie im Alltag nicht mehr nennenswert (oder gar nicht mehr) beeinträchtigt.
Kurzum: Der Tinnitus wird Ihnen egal, sodass er keine Aufmerksamkeit mehr Wert ist und Sie ihn schließlich weitgehend überhören.
Dieser heilsame Vorgang des zunehmenden Unwichtigwerdens und Überhörens des Tinnitus wird auch Habituation („Gewöhnung“) genannt. Es ist DER Schlüssel zur Genesung vom Leiden.
Insbesondere innerhalb der ersten Wochen und Monate begünstigen Sie durch eine zunehmende Habituation zugleich ein Abklingen des Tinnitus – wobei dies leider nicht gezielt herbeigeführt oder erzwungen werden kann.
Nicht nur die Klangtherapie, auch viele alle andere wirksame Maßnahmen der Tinnitus-Therapie zielen auf ein Unwichtigwerden und Überhören des Ohrgeräusches, insbesondere eine spezielle Aufklärung und Beratung, Entspannungsübungen und verschiedene kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken.
Die Klangtherapie ist also nur ein Mittel zum Zweck, aber ein ganz besonders wichtiges und wirkungsvolles. Vor allem eines, das Sie sofort – einfach und beiläufig – in Ihren bestehenden Alltag integrieren können und das in der Regel bereits in relativ kurzer Zeit eine spürbare Besserung einleitet.
Voller Erfolg mit Teilmaskierung
Übrigens: Eine vollständige Verdeckung („Maskierung“) des Tinnitus wäre zwar kurzfristig meist noch angenehmer. Das Gehirn kann aber nur dann lernen, ein Geräusch auszublenden, wenn es dieses Geräusch noch wahrnehmen kann.
Sie können also eine „Vollmaskierung“ des Tinnitus durchaus zwischenzeitlich nutzen, um schnell „herunterzufahren“, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, ein gutes Buch zu lesen usw. In dieser Zeit befördern Sie aber nicht die heilsame Habituation. Dies geschieht durch eine systematische nur teilweise Maskierung. (Eine genaue Anleitung zum Vorgehen finden Sie in unserem Selbsthilfe-Ratgeber.)
Zeitgemäße Selbsthilfe ohne Noiser
Leider wird immer noch häufig der Eindruck erweckt, dass für diese Art der Tinnitus-Behandlung spezielle Geräte – die „Tinnitus-Noiser“ beziehungsweise „Tinnitus-Masker“ (hier unser ausführlicher Ratgeber dazu) – erforderlich sind.
Das ist aber Unsinn. Spezielle Tinnitus-Noiser oder Tinnitus-Masker (verschiedene Begriffe für das gleiche, beim Hörakustiker erhältliche Gerät) braucht längst niemand mehr, weder zur schnellen Entspannung noch für ein gezieltes, nachhaltiges Tinnitus-Retraining.
Der Klang zählt, nicht das Gerät
Mehr noch: Die speziellen Geräte waren noch nie notwendig! Darauf wiesen ausgerechnet die beiden Väter der Tinnitus-Retraining-Therapie – der US-amerikanische Neurophysiologe Pawel J. Jastreboff von der Elite-Universität Yale und der renommierte britische Audiologe Jonathan W.P. Hazell – bereits vor zwanzig Jahren hin:
„Was zählt, ist der Klang an sich. Mit welcher Methode oder welchem Gerät er erzeugt wird, ist nicht wichtig.“
„Entscheidend ist die Nutzung geeigneter Klänge, nicht die Nutzung bestimmter technischer Hilfsmittel.“
„Von überwältigender Bedeutung ist der Klang, nicht die Art seiner Übertragung.“
Jastreboff / Hazell (2004)
Die drei Zitate stammen aus dem wegweisenden Hauptwerk der beiden Wissenschaftler, „Tinnitus-Retraining-Therapie. Implementing the Neurophysiological Model“ (2004), das die Tinnitus-Therapie weltweit maßgeblich geprägt hat. Zwar schlugen Jastreboff und Hazell seinerzeit Noiser-Geräte als praktische Lösung für eine „kontrollierte“ Klangtherapie vor.
Zugleich betonten die beiden aber immer wieder, dass es bei einer klangtherapeutischen Tinnitus-Behandlung überhaupt nicht auf die Nutzung bestimmter Geräte ankommt, sondern allein darauf, dass man geeignete Klänge auf die richtige Weise nutzt.
Offenbar in einer Mischung aus Ignoranz und Profitstreben wurde dies den Tinnitus-Betroffenen in Deutschland, Österreich und der Schweiz leider jahrzehntelang vorenthalten.
Alles, was Sie brauchen
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die erfolgreichsten Heilungswege der Tinnitus-Therapie niedrigschwellig allen Betroffenen zugänglich zu machen. Mit einem einfachen Selbsthilfe-Programm, das die hochwirksamen Elemente der „klassischen“ TRT mit effektiven kognitiv-verhaltenstherapeutischen Maßnahmen verbindet.
Doch egal, ob mit unserem Programm oder im Rahmen einer anderen Behandlung: Eine Klangtherapie bei Tinnitus ist heute einfacher und wirkungsvoller denn je – und auch für Jedermann erschwinglich.
Alles, was Sie brauchen, ist:
- Smartphone (oder anderes Abspielgerät): Ihr Smartphone fungiert als „Immer-dabei“-Abspielgerät. Falls Sie keines haben, tut es auch ein günstiger MP3-Player, ein Tablet / iPad oder ein Notebook / PC.
- Rausch- oder Naturklänge: Geeignete Klänge gibt es in Form von Apps. Am besten nutzen Sie aber therapeutische Klänge, die speziell für eine angenehme und effektive Tinnitus-Behandlung gemacht wurden.
- Bluetooth-Kopfhörer oder Lautsprecher: Verwenden Sie unauffällige Ohrhörer oder kleine, kabellose Lautsprecher. Unsere Empfehlungen für die aktuell am besten geeigneten Geräte finden Sie unten.
Vorteile von Ohrhörern gegenüber Noisern
Die Klangtherapie mit aktuellen, handelsüblichen Bluetooth-Ohrhörern (oder -Lautsprechern) bietet sechs große Vorteile:
1. Sofortige Verfügbarkeit
Jeder und jede Betroffene kann auf der Stelle mit der Behandlung beginnen, ohne lange Wartezeiten auf Termine beim HNO-Arzt und Hörakustiker – und egal, wie lange der Tinnitus schon besteht.
So lässt sich bereits in der Akutphase der ersten drei Monate – wenn sich das Tinnitus-Leiden zusehends verfestigt, aber Noiser vom HNO-Arzt noch nicht verschrieben werden – die Negativspirale stoppen und eine systematische Genesung einleiten.
2. Große Klangvielfalt
Herkömmliche Noiser bzw. Masker geben in der Regel nur ein einziges, unveränderliches Rauschen von sich. Und das, obwohl die Entwickler des Tinnitus-Retrainings, Jastreboff und Hazell, stets betont haben, dass Naturklänge (vor allem die des Wassers) genauso geeignet sind und von den meisten Patienten bevorzugt werden.
Mit Bluetooth-Ohrhörern oder -Boxen haben Sie die Wahl aus einer Vielzahl angenehmer Klänge. So können Sie die Klangtherapie je nach Geschmack und Situation mit Ihren persönlichen Favoriten betreiben. Das macht die Behandlung im Alltag weitaus angenehmer – und auch effektiver.
3. Höhere Klangqualität
Tinnitus-Noiser bzw. Tinnitus-Masker klingen einfach nicht gut, was daran liegt, dass der Sound über ein kleines Kunststoffröhrchen ins Ohr geleitet wird. Selbst Billig-Kopfhörer oder -Lautsprecher klingen deutlich besser als teure Noiser für Tausende Euro Zuzahlung.
Etwas bessere Ohrhörer – zumal in Kombination mit hochwertigen Rausch- und Naturklängen – haben hier die Nase um Welten vorn.
4. Größerer Frequenzumfang
Spezielle Tinnitus-Noiser vom Hörakustiker erlauben typischerweise bauartbedingt nur eine Klangübertragung bis etwa 8000 KHz. Das heißt: Es werden nur die tieferen und mittleren Frequenzen, nicht aber die Höhen übertragen, egal welche Geräusche Sie damit hören.
Würden Sie Musik in diesem schmalen Frequenzspektrum hören, würde sie Ihnen unangenehm dumpf erscheinen.
Gerade in der Tinnitus-Therapie ist dies ein großes Manko, denn die große Mehrheit der Betroffenen hat einen eher hochfrequenten Tinnitus. Häufig liegt der Tinnitus – ganz oder in Teilen – über 8000 KHz. Herkömmliche Noiser können solche Ohrgeräusche nicht überlagern. Bei Kopf- bzw. Ohrhörern reicht das Spektrum dagegen selbst bei günstigen Modellen bis 18 oder gar 20 KHz.
5. Bessere Akzeptanz
Die meisten Betroffenen nutzen in der Praxis einfach lieber Ohrhörer oder portable Lautsprecher. Noiser vom Hörgeräte-Akustiker verschwinden dagegen erfahrungsgemäß häufig schon nach kurzer Zeit in der Schublade.
6. Keine Kostenfalle
Im Prinzip gilt: Wenn das Ohrgeräusch seit mehr als drei Monaten besteht, kann Ihnen der HNO-Arzt ein Rezept ausstellen, mit dem Sie beim Hörakustiker einfache „Rauscher“ zuzahlungsfrei erhalten. Einfache moderne Bluetooth-Noiser, mit denen man per Smartphone beliebige Klänge hören kann, gibt es bereits für eine Zuzahlung von rund 200 Euro (Paarpreis inkl. Anpassung), z.B. das Modell Audifon Sino.
ABER: Die meisten Hörakustiker sind nicht zuletzt Verkäufer, die sich gut darauf verstehen, Ihnen teurere Modelle schmackhaft zu machen.
„Schwarze Schafe“ der Branche stellen Medienberichten zufolge günstige Geräte sogar absichtlich schlecht ein, um Kunden anschließend Luxus-Modelle aufzuschwatzen. Wer hier nicht aufpasst, kann bei einem Tinnitus-Noiser-Stückpreis von bis zu 3500 Euro viel Geld verlieren.
Und: Wenn ein Tinnitus-Noiser verloren geht, muss der Ersatz ganz aus eigener Tasche bezahlt werden, denn die gesetzliche Krankenversicherung gewährt erst nach sechs Jahren wieder eine Zuzahlung.
Kopfhörer / Ohrhörer
Wir stellen Ihnen hier acht besonders empfehlenswerte Kopfhörer bzw. Ohrhörer vor, die sich allesamt besonders gut für die Tinnitus-Klangtherapie eignen.
Geeignete Modelle bekommen Sie schon für kleines Geld. Falls Sie eine Neuanschaffung wagen, sei dies auch damit gerechtfertigt, dass Sie das Gerät schließlich auch zum Hören von Musik, Podcasts, Hörbüchern und zum Telefonieren nutzen können. Und das noch lange, nachdem sich Ihr Tinnitus-Problem aufgelöst hat.
Möglichst offen
Verwenden Sie für die Tinnitus-Therapie bitte möglichst sogenannte „offene“ Kopfhörer. Diese dämpfen Umgebungsgeräusche je nach Bauart kaum bis gar nicht, da sie den Gehörgang nicht abschirmen.
Die meisten Menschen wünschen sich allerdings eher Abschirmung, weshalb geschlossene Kopfhörer vorherrschen. Das gilt für die typischen „In-Ear“-Ohrhörer, die in den Gehörgang gesteckt werden, ebenso wie für Bügelkopfhörer, die die Ohrmuschel bedecken („On-Ear“) oder umschließen („Over-Ear“). Zusätzlich werden Umgebungsgeräusche oft noch durch ein „Active Noise Canceling“ unterdrückt.
Für die Tinnitus-Therapie ist das nicht hilfreich. Denn erstens finden es die meisten Tinnitus-Betroffenen unangenehm, ihr Ohr zu verschließen, weil das Ohrgeräusch dann präsenter wird. Zweitens soll gerade eine längere Klangtherapie ganz beiläufig erfolgen und die eigenen Alltagsaktivitäten nicht beeinträchtigen.
Dazu gehört, dass man außer den Therapie-Klängen auch die ganz gewöhnlichen Geräusche der Umgebung gut hören kann.
Zum Glück gibt es seit einigen Jahren immer mehr Menschen, die sich beim Musik- oder Podcast-Hören nicht von Ihrer Umgebung abschotten möchten. Daher erleben offene Kopfhörer einen regelrechten Boom. Stetig kommen neue, hervorragende offene Modelle auf den Markt. Gut für Ihre Tinnitus-Therapie.
Audioqualität zweitrangig
Die Therapie-Klänge sollen nur ein dezentes, beiläufiges „Hintergrundrauschen“ darstellen, das Sie gar nicht mit größerer Aufmerksamkeit hören, sondern im Gegenteil schon bald weitgehend überhören. Daher ist eine hohe Audioqualität für normale Anwender entbehrlich.
Überhaupt: Selbst günstige No-Name-Kopfhörer klingen besser als traditionelle Noiser. Denn bauartbedingt klingen selbst Tausende Euro teure Spitzenmodelle von Noisern eher wie eine Dose.
Praktische Handhabung
Auch wenn Sie selbst mit einfachen, herkömmlichen Kabel-Kopfhörern ein wirksames Tinnitus-Retraining bestreiten können: Der komfortabelste Tinnitus-Noiser-Ersatz sind kabellose Bluetooth-Ohrhörer.
Ist die Kopplung mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop einmal eingerichtet (was kinderleicht ist), verbinden sich die Ohrhörer immer automatisch. Sie können sich dann im Umkreis von rund 15 Metern frei um das Abspielgerät bewegen, auch in benachbarte Zimmer.
Typischerweise kommen die Ohrhörer mit einem kleinen Aufbewahrungs-Case, das zugleich als mobiles Ladegerät dient: Sie stecken die Ohrhörer zurück ins Case, und schon werden sie nachgeladen.
Die Wiedergabe lässt sich bei den meisten Geräten durch bloßes Finger-Tippen pausieren und wieder fortsetzen. Und: Die Ohrhörer fungieren auch als Headset. Das heißt: in Verbindung mit einem Smartphone können Sie damit telefonieren und sogar Anrufe direkt annehmen. Nun zu unseren Empfehlungen:
Apple Airpods
Die beliebten Airpods von Apple sind zwar keine echten „Open-Ear“-Kopfhörer, aber mit ihrem quasi „halb-offenen“ Design trotzdem sehr gut für die Tinnitus-Therapie geeignet.
Wir empfehlen Ihnen hier nicht die teure „Pro“-Version, sondern die recht günstigen Airpods der 2. Generation oder die Airpods der 3. Generation.
Denn bei diesen Modellen werden die Ohrstücke („Earbuds“) nicht wie bei typischen „In-Ear“-Kopfhörern in den Gehörgang gesteckt, sondern lassen sich relativ locker in die Ohrmuschel setzen. So werden Umgebungsgeräusche nur wenig gedämpft – und man fühlt sich nicht „zugestöpselt“.
Es hängt sehr von der eigenen Ohrform ab, wie die Airpods sitzen. Aber in der Regel lassen sie sich wahlweise fester oder lockerer in der Ohrmuschel platzieren. Je lockerer der Sitz, desto offener der Höreindruck.
Übrigens: Auch traditionelle Tinnitus-Noiser sind nicht völlig „offen“. Denn auch bei diesen wird stets ein Ohrpassstück („Otoplastik“) in den Gehörgang gesetzt, was Umgebungsgeräusche immer etwas dämpft.
Die Airpods Pro dagegen sitzen mit Silikontips fest im Gehörgang, was Umgebungsgeräusche deutlich abschirmt. Ein zuschaltbarer „Transparenzmodus“ soll das ausgleichen, was aber zwangsläufig eher unnatürlich klingt.
Die Airpods der 2. und 3. Generation arbeiten absolut zuverlässig und klingen gut. Die meisten Menschen empfinden auch ein längeres Tragen als angenehm. Eine Akkuladung währt allerdings nur vier bzw. sechs Stunden.
HUAWEI FreeBuds SE 2
Mit den Huawei FreeBuds SE2 gibt es eine gute, sehr preiswerte Alternative zu den Airpods. Optik, Passform und Bedienung sind eng an das erfolgreiche Apple-Vorbild angelehnt.
Dabei punkten die FreeBuds SE2 mit einer sehr langen Akku-Laufzeit von bis zu neun Stunden. Die Klangqualität reicht nicht an die Airpods heran, ist für die Tinnitus-Therapie aber mehr als ausreichend.
Huawei FreeClip
Jetzt wird es richtig „offen“: Die von Produkttestern weltweit hochgelobten Huawei FreeClip gelten jetzt schon als Meilenstein im Bereich der „Open-Ear“-Kopfhörer.
Die FreeClips warten nicht nur mit einem stylishen Design auf, sondern sind ideal für die Tinnitus-Therapie geeignet. Wir meinen: In Punkto Funktion und Tragekomfort sind die FreeClips sogar die aktuell beste Tinnitus-Noiser-Alternative.
Genial ist das innovative Tragekonzept: Die FreeClip werden einfach seitlich bis unten an die Ohrmuschel „geclippt“. Die nur 5,6 Gramm leichten Geräte sitzen dabei sicher, aber nur mit minimalem Druck, sodass man sie kaum bemerkt (und mitunter sogar vergisst). Dadurch können die FreeClips beliebig lange getragen werden.
Praktisch ist auch: Die beiden FreeClips sind völlig identisch, sodass man nicht darauf achten braucht, das richtige Stück ins richtige Ohr zu setzen. Die Geräte erkennen selbst, ob sie links oder rechts sitzen, und stellen sich entsprechend ein.
Mit ihrer ausgezeichneten Klangqualität, einfachen Bedienung und acht Stunden Akkulaufzeit (36 Stunden mit Ladecase) ermöglichen die FreeClips eine äußerst komfortable Klangtherapie.
Bose Ultra Open Earbuds
Auch wenn derart hochpreisige Modelle für das Tinnitus-Retraining überhaupt nicht erforderlich sind, soll dieser Kopfhörer in unserer Liste nicht fehlen:
Die Bose Ultra Open Earbuds sehen mit ihrem ungewöhnlichen Design eher aus wie ein modisches Accessoire. Ihr Klang ist wohl der beste aller echten Open-Ear-Ohrhörer, was die Bose-Earbuds vor allem für solche Anwender interessant macht, die Musik in hoher Qualität hören möchten.
Wie die Huawei FreeClip werden die nur 6,4 Gramm leichten Ultra Open Earbuds einfach an die Ohrmuschel „geclippt“. Eine flexible Silikonfeder hält sie sicher und doch so gut wie unmerklich am Platz.
Sony LinkBuds
Auch die Sony LinkBuds sind eine hervorragende Alternative zu Tinnitus-Noisern. Mit Ihrem neuartigen Design waren sie 2022 die ersten „True Wireless“-Ohrhörer in wirklich offener Bauweise.
Denn dort, wo typische „In-Ears“ im äußeren Gehörgang sitzen, ist bei den LinkBuds buchstäblich nichts: eine runde Öffnung in der ringförmigen Treibereinheit, die sämtlichen äußeren Schall durchlässt.
Sony hat die jeweils nur vier Gramm leichten LinkBuds gezielt dafür entwickelt, dass man sie viele Stunden am Stück tragen kann, ohne sie als störend zu empfinden. Wie angenehm die LinkBuds sitzen, hängt aber von der Ohrform ab.
Im größeren, hinteren Teil der LinkBuds steckt der Akku, der fünf bis sechs Stunden Audiowiedergabe ermöglicht.
Wie bei vielen anderen „Open-Ear“-Kopfhörern bemängeln manche „gewöhnlichen“ Nutzer bei den LinkBuds einen Mangel an Bass (beim Musikhören, im Vergleich zu den unnatürlich aufgeblasenen Bässen typischer In-Ears). Für die Tinnitus-Therapie ist das aber kein Manko, sondern eher ein Pluspunkt.
SHOKZ OpenFit
Ein weiterer innovativer, absolut offener Ohrhörer, der Tinnitus-Noiser überflüssig macht: Die SHOKZ OpenFit.
Seit einigen Jahren ist die Marke SHOKZ Marktführer bei den sogenannten „Knochenschall-Kopfhörern“ (siehe unten). Das Modell OpenFit überträgt den Klang aber auf herkömmliche Weise in den Gehörgang.
Durch das spezielle „Open-Ear“-Design bleiben Sie während der Klangtherapie vollständig in Kontakt mit ihrer Umgebung. Die mit weichem Silikon beschichteten Ohrbügel sorgen für hohen Tragekomfort.
Mit 7 Stunden Akkulaufzeit (28 Stunden mit Ladecase) kommt man mit der Klangtherapie durch einen ganzen Büro-Arbeitstag oder den ganzen Abend. Mit der dazugehörigen App lässt sich unter anderem der EQ justieren.
JVC Nearphones HA-NP50T
Die JVC Nearphones verfolgen das gleiche Tragekonzept wie die SHOKZ OpenFit und sind ebenso gut für die Tinnitus-Therapie geeignet. Rund 9 Stunden Akku-Laufzeit sind mehr, als die meisten Anwender täglich brauchen.
SHOKZ OpenMove
„Knochenschall-Kopfhörer“ machen einen weiten Bogen um die Ohren. Denn sie liegen vor dem Ohr auf und übertragen die Schallschwingungen über die Schädelknochen zum Innenohr. Die Ohren bleiben völlig frei.
Dadurch erzeugen Knochenschall-Kopfhörer auch keinerlei Druck am Ohr oder im Gehörgang. Gerade bei längerer Anwendung ist das ein Vorteil.
Trotz der ungewöhnlichen Schallübertragung klingen Knochenschall-Kopfhörer überraschend „normal“ – und doch ein wenig anders.
Vielen Menschen sind „Knochenschall-Kopfhörer“ gar kein Begriff. Doch das Nischenprodukt erfreut sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit, etwa bei Joggern oder anderen Sportlern, die beim Training gern Musik oder Podcasts hören, aber auch ihre Umgebung wahrnehmen wollen.
Bei den SHOKZ OpenMove handelt es sich um ein relativ günstiges Einsteiger-Modell des Marktführers. Der Tragekomfort ist gut, und für beiläufige Tinnitus-Therapie reicht die Klangqualität völlig aus.
Da Knochenschall-Kopfhörer immer „offen“ sind, eignet sich aber auch jedes andere Modell zur Tinnitus-Therapie – solange Sie das Tragen und den Klang angenehm finden.
Für Sparfüchse
Jenseits der von uns empfohlenen Marken-Kopfhörer gibt es noch eine Fülle von Nachahmer-Produkten, die teils ab 20 Euro erhältlich sind. (Suchen Sie bei einschlägigen Online-Händlern nach „Open Ear Kopfhörer“.)
Eine besondere Wertigkeit oder Langlebigkeit sollte man bei solchen Dumpingpreisen nicht erwarten, auch keine gehobene Klangqualität. Für die schnelle Tinnitus-Selbsthilfe können solche günstigen Modelle aber völlig ausreichen.
Wer einen günstigen, aber gut geeigneten kabelgebundenen Ohrhörer sucht, greift am besten zu den Apple Earpods.
Was spricht für Tinnitus-Noiser?
Ungeachtet all dieser Alternativen: Wer es vorzieht, kann zur Klangtherapie bei Tinnitus natürlich gern auch herkömmliche Noiser einsetzen. Der einzige Vorteil spezieller Tinnitus-Noiser gegenüber Bluetooth-Ohrhörern ist letztlich, dass Noiser in der Regel noch etwas unauffälliger zu tragen sind.
Dies ermöglicht einen Dauereinsatz z.B. in Berufen mit Kundenkontakt. (Außenstehende deuten Tinnitus-Noiser in der Regel als Hörgerät, was toleriert ist und worauf man selten angesprochen wird.)
In vielen Arbeitssituationen lassen sich aber auch gut dezente Ohrhörer oder Bluetooth-Lautsprecher einsetzen. Zudem ist eine Klangtherapie an geschäftigen Arbeitsplätzen oft verzichtbar.
Denn wenn der Tinnitus durch die Geräuschkulisse oder das fokussierte Arbeiten im Job bereits in den Hintergrund tritt, ist eine Klangtherapie hier entbehrlich. Zum Tragen kommt die Klangtherapie vor allem in den Phasen des Tages, in denen es recht ruhig und das Ohrgeräusch besonders präsent ist.
Portable Lautsprecher
Verbringen auch Sie – wie die meisten Menschen – einen größeren Teil ihres Alltags relativ „statisch“? Zum Beispiel an einem Schreibtisch oder auf dem Sofa? Auch beim Kochen, Internet-Surfen, Yoga und bei vielen anderen Beschäftigungen ist der Bewegungsradius klein. Im Bett sowieso.
In all solchen Situationen können Sie wunderbar einen portablen Bluetooth-Lautsprecher zur Tinnitus-Therapie einsetzen. (Oder sogar die eingebauten Lautsprecher Ihres Smartphones, Tablets oder Laptops.)
Ein Bluetooth-Lautsprecher kann Kopfhörer (oder Noiser) jedenfalls gut ergänzen. In vielen Alltagssituationen kann ein Lautsprecher die bessere, weil angenehmere Wahl sein – bei gleicher Wirksamkeit.
Im Prinzip könnte man die Tinnitus-Behandlung sogar vollständig mit Lautsprechern bestreiten – je nachdem, wie der eigene Alltag aussieht.
Bluetooth-Lautsprecher sind kinderleicht zu bedienen und finden Platz auf jedem Schreib-, Couch- oder Nachttisch, im Bad, in der Küche usw.
Sie eignen sich zudem wunderbar, um mit entspannenden Geräuschen leichter einzuschlafen und obendrein im Schlaf das Tinnitus-Retraining voranzutreiben. Auch sind die Lautsprecher eine unschätzbare Hilfe bei Entspannungsübungen (wie Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Atemmeditation).
Sie können sich mit wirklich jedem Lautsprecher das gewünschte, heilsame „Hintergrundrauschen“ verschaffen, während die übrigen Geräusche Ihrer Umgebung hörbar bleiben. Zu Ihrer Orientierung stellen wir Ihnen hier beispielhafte, gut für die Tinnitus-Therapie geeignete Modelle vor.
Bose SoundLink Flex
Ein herausragender Bluetooth-Lautsprecher ist der Bose SoundLink Flex. Mit dem eingebauten Akku liefert er rund 12 Stunden lang einen sehr schönen, fein aufgelösten Klang.
JBL Flip
Der hochwertige und sehr robuste JBL Flip klingt recht klar und „hell“. Gerade Betroffene mit einem hochfrequenten Tinnitus und einer leichten Hörminderung im Hochtonbereich mögen das in der Regel, da die interne Höhenanhebung des Lautsprechers gewissermaßen den Hörverlust ausgleicht.
Bang & Olufsen Beosound A1
Der elegante Bang & Olufsen Beosound A1 mit seinem schicken Aluminiumgehäuse liefert einen großartigen Rundum-Sound.
JBL Go
Aber auch kleinere, sehr günstige Modelle eignen sich bestens für das Tinnitus-Retraining. Beispielhaft ist der JBL Go, ein winziges Kästchen, das in jede Hosentasche oder Handtasche passt und dafür ziemlich gut klingt.
Netzbetrieb möglich
Der Akku der kleinen Bluetooth-Lautsprecher hält je nach Modell bis zu 20 Stunden. Sie können die Geräte aber beim stationären Betrieb (etwa auf dem Schreib- oder Nachttisch) auch beliebig lange am Netzteil bzw. USB-Kabel betreiben.
Fazit: Einfach anfangen!
Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken um die „beste“ oder „richtige“ Wahl. Greifen Sie einfach zu dem Gerät, das Ihnen am sympathischsten ist (oder bei kleinem Budget: das Sie sich leisten können).
Entscheidend ist, dass Sie die Klangtherapie – möglichst gemäß der genauen Vorgaben des Tinnitus-Retrainings – für eine Weile halbwegs konsequent betreiben. Jeder Kopfhörer, mit dem Sie sich einigermaßen wohl fühlen, ist dafür geeignet, jeder Lautsprecher sowieso.
Beginnen Sie möglichst bald damit. Von der Nutzung bestimmter Geräte hängt der Erfolg nicht ab.
Falls Sie Ihre Genesung vom Tinnitus-Leiden systematisch angehen wollen, sei Ihnen Das Große Tinnitus-Heilbuch ans Herz gelegt. Es vereint die erwiesenermaßen wirksamsten therapeutischen Maßnahmen zu einem einfachen Selbsthilfeprogramm – für Ihre Rückkehr zu einem unbeeinträchtigten Leben.
JS
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